Wilhelm Hammann
Rettung im Konzentrationslager
Wilhelm Hammann – Ein Lehrer rettet jüdische Kinder im Konzentrationslager Buchenwald
Es sind auch Fälle von Rettungen innerhalb der Konzentrationslager bekannt geworden. Etwa in Buchenwald, wo es dem politischen Gefangenen Wilhelm Hammann durch eine List gelingt, jüdische Kinder vor dem Tod zu bewahren.
Ausbildung, Krieg und Politik
Nach Absolvierung eines Lehrerseminars und der Teilnahme am Ersten Weltkrieg schließt Hammann sich 1918 der revolutionären Arbeiterbewegung an; zunächst engagiert er sich für die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD), dann für die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD). Bis 1928 wirkt Hammann auf kommunalpolitischer Ebene, anschließend als Abgeordneter im Landtag des Volksstaates Hessen.
Wilhelm Hammann (1897-1955) versteht sich als liberaler Lehrer. Er lehnt die Prügelstrafe ab und prangert im Landtag die Missstände an hessischen Schulen an. Zu seinen Schülern pflegt er ein herzliches Verhältnis und fördert besonders Kinder aus ärmeren Verhältnissen. Ohne Datum.
Widerstand gegen die Nationalsozialisten und Haft
Nach 1933 wird Hammann als Gegner des NS-Regimes mehrmals verhaftet und Anfang 1935 im Zuchthaus Rockenberg interniert; „vorbereitender Hochverrat“ lautet die Anklage. Im August 1938 verlegt ihn die Geheime Staatspolizei in das Konzentrationslager Buchenwald.
Ab Ende August 1942 verrichtet Hammann Dienst in der Schreibstube des Konzentrationslagers Buchenwald. Von dort unterstützt er den Lagerwiderstand. Durch Manipulation der Häftlingskartei gelingt es Hammann mehrfach, Gefangenen das Leben zu retten.
Rettung durch eine List
Von Sommer 1944 bis Anfang 1945 werden einige Hundert Kinder und Jugendliche aus den Lagern Auschwitz und Großrosen nach Buchenwald verschleppt, die meisten sind Juden, Sinti und Roma. Als Ältester im „Kinderblock 8“ weist Hammann seine Schützlinge an, ihre jüdische Identität zu verleugnen und vor SS-Leuten allein ihre Nationalität als Tschechen, Ungarn, Polen oder Slowaken zu nennen. 159 junge Menschen verdanken ihm so das Leben.
Im April 1945 vereitelt Hammann im „Kinderblock 8“ den Versuch der SS-Wachmannschaft, jüdische Kinder noch auf einen Todesmarsch zu zwingen. Ohne Datum.
Bei der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald 1945 leben unter den 21.000 im Lager verbliebenen Häftlingen noch 904 Kinder und Jugendliche – die meisten sind krank und völlig unterernährt.
Kurzes politisches Comeback nach 1945
Im Juli 1945 wird Hammann zum ersten Landrat des Kreises Groß-Gerau gewählt. Vor dem Hintergrund des beginnenden Kalten Krieges verhaftet die US-Militärpolizei den überzeugten Kommunisten; Hammann bleibt für zwei Jahre in Internierungslagern. Erst nach massiven Protesten hessischer Nazi-Gegner wird er rehabilitiert. Bis 1955 wirkt er als Kreissekretär der KPD im Landkreis Groß-Gerau. Im selben Jahr kommt der 58-Jährige bei einem Autounfall ums Leben.